Modern Advertising: Uns ist aufgefallen, dass viele Marken in China und im Ausland einen zunehmenden Trend zu einfacheren, flacheren Logos zeigen, was hält MetaDesign davon?
Daniel Leyser: Die Gründe für diesen Trend sind nachvollziehbar, da sie aus meiner Sicht vor allem pragmatischer Natur sind. Einfache Logos lassen sich leichter an verschiedene Medien anpassen und sind besser skalierbar, insbesondere in den digitalen Medien. Außerdem scheint sich dieser Minimalismus als eine Art globaler Common Sense in Sachen Ästhetik durchgesetzt zu haben, denn minimalistisches Design steht in der Regel für Klarheit, Modernität usw., Werte, die viele Unternehmen zu besetzen und auf diese Weise auszudrücken versuchen. Die Kehrseite: Ein Logo hat oft eine Geschichte, eine Herkunft, es gibt manchmal gute Gründe, warum es eine gewisse gestalterische Komplexität hat, die ihm in der Summe auch Charakter verleiht. Es besteht die Gefahr, dass es diesen Charakter verliert und in der Masse der generischen Logos untergeht, wenn man diesem Trend folgt. Hier müssen Designer:innen sehr sensibel sein, wenn es um die Anpassung bestehender Logos geht. Einfachheit ist keinesfalls der einzige Weg zum Erfolg, und vor allem ist es nicht immer der richtige Weg.
Sally Anderson: Diese Entwicklung ist vor allem Technologie-bedingt. Im Digitalen ist das Flat Design ein grundlegendes Designprinzip. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Gründe, die zu einer solchen Umsetzung führen können, verbunden mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Mit dem Logo-Update, das wir zum Beispiel für Taobao entworfen haben, wollten wir die Marke explizit jünger und attraktiver für die junge Generation werden lassen. Bei Volkwagen wiederum lag der Grund für eine flaches Design u.a. darin, dem Produktdesign zu entsprechen, dass weder konzeptionell noch formal Raum für ein dreidimensionales Logo bietet.